Voll “öko”: Nachhaltige Hygieneartikel einfach und kreativ selbst herstellen
Ich gebe zu: Ein klein wenig öko bin ich ja schon lange! Nach der Geburt meines Sohnes vor fast 3 Jahren habe im Beschäftigungsverbot fleißig waschbare Stilleinlagen genäht. Denn die Zeit zum Nähen hatte ich damals. Außerdem hatte ich vor meinen Sohn lange mit meiner Muttermilch zu stillen. Durch die Verwendung von waschbaren und selbstgenähten Stilleinlagen erhoffte ich mir ein gewisses Sparpotential. Und es klappte recht gut: Ich stillte meinen Sohn 1 ½ Jahre und habe nie gekaufte Wegwerf-Stilleinlagen verwenden müssen. Neben dem Spareffekt ist es außerdem ein gutes Gefühl, etwas für die Umwelt zu tun. Wenn man einen neuen Erdenbürger in diese Welt gesetzt hat, der auch noch in einer halbwegs intakten Welt alt werden möchte, wird das Umweltbewusstsein doch noch ein ganzes Stück weit sensibler. Und so wollte ich auch noch waschbare Hygieneartikel für den Alltag, sprich Slipeinlagen und Binden für die Monatsblutung nachhaltig selbst herstellen. Eine weitere Möglichkeit seine Regelblutung umweltschonend aufzufangen ist übrigens die Verwendung von Menstruationstassen. Wie das genau funktioniert lest ihr hier.
Um meine Bemühungen für eine gesündere Umwelt noch nachhaltiger zu gestalten, möchte ich Euch an meinem Wissen und meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Vielleicht bekommt ja die ein oder andere von Euch Lust mir nachzueifern und stellt demnächst ihre Hygieneartikel auch selbst her…
Waschbare Hygieneartikel selbst herstellen
Materialauswahl:
Das Internet bietet für sehr viele Hygieneartikel hervorragende Anleitungen. Nachdem ich Euch einige allgemeine Hinweise zum Herstellen von Slipeinlagen, Stoffbinden und Stilleinlagen gegeben habe, werde ich Euch diejenigen Anleitungen vorstellen, welche ich selbst ausprobiert habe und für gut befinde. Was das Material angeht, ist es immer ökologisch wertvoll auf gebrauchte Stoffe zurückzugreifen. Stellt Euch nur vor: Eure Lieblingskleider dürfen als Slipeinlagen, Stoffbinden oder gar als Stilleinlagen weiter existieren… Ist diese Vorstellung nicht sehr verlockend? Am besten verwendet ihr Eure weichen Baumwollstoffe. Zum einen lassen sich weiche Baumwollstoffe auf der puren Haut sehr angenehm tragen. Zum anderen lässt sich Baumwolle am besten reinigen und überlebt auch aufwendigere Reinigungsprozeduren ohne zu leiden.
Befestigung:
Als Befestigung für Binden und Slipeinlagen habe ich verschiedene Methoden getestet. Die Binden und Slipeinlagen mit einem Plastik-Snap sind bei mir glatt durchgefallen. Da ich sehr viel Fahrrad fahre, stört mich der Plastikknopf sehr. Danach habe ich versucht Schleifenband als Befestigungsalternative zu vernähen. Doch auch diese Methode hat mir nicht zugesagt, da mich der Knoten beim Fahrradfahren ebenso stört. Am besten komme ich mit Klettverschlüssen an den Stoffbinden und Slipeinlagen klar. Die Hygieneartikel lassen sich schnell und unproblematisch um den Slip befestigen. Die Stoffbinden und die Slipeinlagen sitzen sicher und der Verschluss ist absolut unmerkbar. Da ich im Allgemeinen viel Sport treibe, habe ich sogar einige Slips, welche ich ganz speziell für meine Tage präpariert habe, damit auch bei viel Bewegung garantiert nichts verrutschen kann. Und zwar habe ich in den Slip längs einen Klettverschlussstreifen eingenäht. Die Unterseite der Binde habe ich ebenso präpariert. Genauso bin ich im Übrigen mit meinen Stilleinlagen verfahren. Ich habe ein kleines Stück Klettverschluss in den Still- BH eingenäht und ein nächstes Stück Klettverschluss mittig auf die Rückseite der Stilleinlage. Mir ist es in den ganzen 1,5 Jahren nicht passiert, dass ich einen nassen Milchfleck auf meiner Oberbekleidung hatte. Um noch einmal zu den Binden und Slipeinlagen zurückzukommen. Es gibt auch Frauen und Mädels, die sich die Stoffbinde oder die Slipeinlage direkt in den Slip genäht haben. Das ist auch eine Variante.
Saugkern:
Als Saugmaterial für die Hygieneartikel habe ich Bodenwischlappen verwendet. Hierfür habe ich selbstverständlich neue Lappen gekauft. Im Discounter sind diese im Zweierpack erhältlich, sehr preiswert und von der Materialmasse sehr ergiebig. Ihr könnt aber auch andere saugfähige Stoffe als Saugkern vernähen, wie zum Beispiel Moltonstoff, PUL (Polyester), Flanell und Frotteestof Ein heißer Tipp wäre noch, Meterware Molton im Netz online zu kaufen, dass ist auch preiswert. Sucht einfach nach „Bio Molton Meterware“, da werdet ihr fündig.
Anleitung zum Nähen von Stilleinlagen
Die beste, einfachste und zugleich sehr sympathische Nähanleitung für Stilleinlagen habe ich bereits 2013 bei Maike auf remaikeling.blogspot.de gefunden. Besonders ihre Beschreibung, wie sie zur passenden Schablone kommt ist umwerfend! Doch lest selbst… Ich möchte wegen des Schmunzeleffekts nichts verraten! 😉
Anleitungen zum Nähen von waschbaren Slipeinlagen und Monatsbinden
Auch für das Nähen von Slipeinlagen und Binden braucht ihr zuerst eine Schablone, um die Form auf den Stoff zu bringen: Ihr könnt Euch entweder mit Lineal und Zirkel selbst passende Formen kreieren oder ihr greift auf schon vorhandene Vorlagen aus dem Internet zurück. Ich selbst finde die Vorlagen von Jitka auf bluebottles.net sehr brauchbar: Ihr bekommt dort im PDF Format Vorlagen für Slipeinlagen (8 cm * 20 cm), für mittelgroße Binden mit Inlay (10 cm * 20 cm) und große Binden mit Inlay (10 cm * 28 cm). Auch der ganz konkreten Nähanleitung von Jitka ist meines Erachtens nichts mehr hinzuzufügen. Wem eine gute Bebilderung als Nähanleitung für waschbare Slipeinlagen und Binden allein nicht ausreicht, dem kann auf YouTube weitergeholfen werden. Ich mag es ebenso, wenn ich mir die Nähanleitung für ein Nähprojekt in bewegten Bildern anschauen kann. Empfehlen kann ich diese Nähanleitung von SLIPPIS auf YouTube:
Diese Dinge solltet ihr beim Nähen von waschbaren Hygieneartikeln unbedingt beachten
Aus meiner Erfahrung heraus, sind drei Dinge beim Nähen von waschbaren Hygieneartikeln wie Slipeinlagen und Binden am wichtigsten: Erstens: steckt auf jeden Fall die zu vernähenden Teile sehr gut ab. Gut abgesteckt ist schon halb genäht! 😉 Ja, das meine ich ernst! Wer gut absteckt, dem verrutscht der Stoff beim Nähen nicht. Mein erster Versuch eine Stoffbinde zu nähen, sah sehr gruselig aus. Seitdem ich die Stoffe ordentlich abstecke, sind sie zwar auf Grund von schiefen Nähten immer noch nicht wirklich vorzeigbar, aber die Stoffe sitzen ordentlich aufeinander und es hält… Bekanntlich macht die Übung ja den Meister! Beim Herstellen meiner zweiten Charge von waschbaren Hygieneartikeln werde ich Euch bestimmt ein paar Bilder zeigen können. Doch toi, toi, toi… Auch wenn meine Stoffbinden und Slipeinlagen auch nicht toll aussehen, sie halten und tragen sich angenehm! Ein nächster sehr wichtiger Tipp ist: Vergesst nicht den Saugkern mit dem Stoff zu vernähen (gilt übrigens auch für Stilleinlagen), ansonsten verrutscht das Inlay der Hygieneartikel und die aufzufangene Flüssigkeit läuft in eine ungewünschte Richtung. Last but not least: Es hört sich trival an, doch denkt daran beim Nähen die Wendeöffnung nicht aus Versehen mit zu vernähen.
Selbsthergestellte und waschbare Hygieneartikel reinigen
Ganz wichtig bei dem Herauswaschen von Blut aus Hygieneartikeln ist immer: BITTE nur kaltes Wasser verwenden. Wenn ihr warmes Wasser nehmt, stockt das Eiweiß im Blut und ihr bekommt die Blutflecken nur äußert schwierig und unter Einsatz von Chemikalien wieder aus dem Stoff. Neben dem kalten Wasser verwende ich die gute alte Kernseife. Wenn ich meine benutzte Stoffbinde vom Körper entferne, weiche ich sie sofort im kalten Wasser ein. Je nach Tageszeit und Motivation kann das Einweichen von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden dauern. Danach reibe ich die blutigen Stellen des Stoffes mit Kernseife ein und reibe den Stoff solange aneinander bis er wieder sauber ist. Danach wandert meine Stoffbinde nochmal in die Waschmaschine. Falls ich gerade keine Maschine mit Wäsche vollbekomme, trockne ich die Stoffbinde bis zum Waschgang auf der Heizung, um Stockflecken zu vermeiden. Andere Frauen, welche sich gut und lange im Beseitigen von Blutflecken auskennen, schwören darauf, die blutigen Stoffe über Nacht im Salzwasser einzuweichen und am nächsten Tag einfach normal mit der Maschine zu waschen. Sogar eingetrocknete Blutflecke sollen sich so mühelos beseitigen lassen.